selbst generierende Ensembles

Diskussionsforum für Fragen zur Struktur und Implementation in REAKTOR, auch DSP, Literatur und begleitende Software

Moderator: herw

magneton
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Beitrag von magneton »

helmsklamm hat geschrieben:huunderte von ensembles? hut ab!
hut wieder auf, das täuscht :wink:
ich speichere die ensembles mit fortlaufenden nummern ab. meistens handelt es sich um selbst-generierende instrumente, bei denen kleine änderungen drastische auswirkungen haben, also jede zwischenversion hat ihren eigenen character. es sind vielleicht fünf verschiedene ansätze, aber jede eben mit etlichen variationen. interessanterweise ziehe ich die "brauchbarsten" musikalischen resultate von "unfertigen" ensembles.
(nach ca. 200 nachträglich einzufügenden stepfiltern habe ich dann aber seinerzeit die lust verloren)
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herw
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Beitrag von herw »

magneton hat geschrieben:... meistens handelt es sich um selbst-generierende instrumente, bei denen kleine änderungen drastische auswirkungen haben, also jede zwischenversion hat ihren eigenen character. ...
selbst generierende Instrumente - hmmh Du meinst sicherlich snaps, die sich selbst generieren, oder gibt es wirklich neue interne Verknüpfungen?
So was interessiert mich.
Ich kann mich an alte BASIC-Tage erinnern (drei Jahrzehnte her), als man ein Programm durch pures Auflisten und Einfügen neuer Textzeilen sich selbst verändern lassen konnte (BASIC war ja damals eine Interpretersprache).
Selbstgenerierende Instrumente hieße jetzt aber, dass Module automatisch (oder durch einen Algorithmus) eingefügt werden.
Das geht natürlich nicht. Aber es wäre zu überlegen, ob man wenigstens über interne Verknüfpungen ein Ensemble sich selbst verändern lassen dürfte - quasi ein intelligentes Ensemble. Oder vielleicht könnte man ein musikalisches Game of Life (was immer das auch sein könnte) erfinden, aber keine Klötzchen-Wesen, sondern Ton-Wesen, die sich weiterentwickeln. (upps jetzt habe ich ganz schön herumgesponnen). :-)
ciao herw
helmsklamm
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Beitrag von helmsklamm »

@magneton: ach sooooooo;-)

nee, im ernst, mach ich auchso: jeden tag ne neue nummer und für teife einschnitte noch jeweils n X dahinter (weiß man auch exakt, wieviel tage man eigentlich gebastelt hat). allerdings mach ich das eher aus ner lernerfahrung heraus: irgendwann war das teil buggy (was man leider oft erst in bestimmten konstellationen mitbekommt) und die letzte funktionierende version, war die immer wieder selbst überschriebende, aktuelle:(
am dem tag hab ich dann auch angefangen, die strukturen zu ordnen;-)
magneton
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Beitrag von magneton »

selbst-generierende instrumente:
die generieren natürlich musik/klänge innerhalb bestimmter grenzen selbst, nicht reaktor-ensembles... (wo kämen wir da auch hin...?).
über snaps geht das auch nicht, das wäre unfair.
ich suchte nach möglichkeiten die "random" module nicht zu benutzen, sondern andere wege zu gehen. eine möglichkeit ist auch, wissenschaftliche messdaten in tables (mehrere) zu laden und damit unterschiedliche aspekte der klangsynthese zu steuern. nichtlineare formeln wären auch eine möglichkeit. das bedeutet dass nicht (nur) die tonhöhe, sondern möglichst alle klangbeeinflussenden parameter von den formaln/messdaten abgeleitet werden.

was heisst hier "herumgesponnen", herw? "Ton-Wesen, die sich weiterentwickeln" trifft die sache recht gut. aber weiterspinnen können wir gerne, ich selbst bin nicht unbedingt der mathe-crack...
helmsklamm
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Beitrag von helmsklamm »

<< ich habe diesen Teil aus einer post von helmsklamm kopiert und hier übernommen, um einen neuen Thread zu öffnen - herw >>

selbstgenerierend:

wahrscheinlich hab ichs falsch verstanden, aber game of life als klötzchenbaukasten zu bezeichnen, halte ich für diffamierend. für mich war das dingens mit abstand das innovativste ens (selbst wenn der algo aus den 60ies stammt - was solls) seit langem. auch wenn ich bislang den aufwand scheue es zu "struktur-analysieren" (schliesslich will ich erstmal mein bescheidenes ens zieleinlaufen sehen;)) war ich total beeindruckt: mit nur einem knob VERWERTBARE variationen (also nich nur "billiges" rhytmisches um-slicen, sondern tatsächliche variationen) zu "spielen" anstatt hundertfach "knoben" zu müssen find ich schon sehr beiendruckend. der fokuss liegt hier hier auf "verwertbar", nich wie beim random-button, der idR nur müll performt.
ich hoffe ihr verfolgt diesen gedanken weiter, ich denke mir das ist der zweitwichtigste weg, der audiosoft. der königsweg is natürlich klassiker-emulationen;-)
leider bin ich weder mathematisch fit, noch besonders tief in reaktor, aber ich bin sehr gespannt, was ihr beide (hoffentlich) daraus macht.
ich halte mir aber frei, dazu mit "rumspinnen" zu dürfen;-)

<< Ende der Kopie>>

ähm, das is jetz n bissl blöd: aber könnten wir vielleicht alles zum thema "selbstgenerierend" n nen eigen fred packen? wahrscheinlich/vielleicht haben /wollen andere auch was zu schmonzen?

sorry, herr admin, is wahrscheinlich nur mit extremen aufwand zu bewerkstelligen, deshalb villeicht einfach nen neuen fred, wo einer das bisherige zusammenfasst???

<< schon geschehen, wie Du siehst - herw >>
helmsklamm
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Beitrag von helmsklamm »

helmsklamm hat geschrieben:<< ich habe diesen Teil aus einer post von helmsklamm kopiert und hier übernommen, um einen neuen Thread zu öffnen - herw >>
boah ey, das hat jetzt aber gedauert bis ich den neuen fred gefunden hatte - der ja zufällig auch noch der aktuelle war;-)
ich hatte bsilang tatsächlich nich realisiert das bspw. hier:
"Deutsches Reaktor Forum Foren-Übersicht -> REAKTOR (kreativ)" der 2te teil auch n link is und mich immer umständlich rumgehangelt. upps, schäm;)

doch nach wie vor: ein "latest posting" wär schon echt ganz supi, auch wenn sich das neu-fred/antworten karussel derzeit noch im übergemütlichen 3/4 takt dreht.

sorry, das passt grad nich wirklich hier rein, aber das brauchste auch nich zu kopieren;)

ps. hey, artig, das das so sauber geklappt hat.
helmsklamm
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Beitrag von helmsklamm »

ups, 2 mal gepostet, siehe unten.
Zuletzt geändert von helmsklamm am 23. Mai 2006, 17:47, insgesamt 1-mal geändert.
helmsklamm
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Beitrag von helmsklamm »

magneton hat geschrieben:eine möglichkeit ist auch, wissenschaftliche messdaten in tables (mehrere) zu laden und damit unterschiedliche aspekte der klangsynthese zu steuern. nichtlineare formeln wären auch eine möglichkeit. das bedeutet dass nicht (nur) die tonhöhe, sondern möglichst alle klangbeeinflussenden parameter von den formaln/messdaten abgeleitet werden.
warum wissenschaftliche messdaten? vielleicht klingt es ja (kollumnen-rezessiv) artig/innovativ, nach dem motto, du, wir haben ausschliesslich samples von embryonen-schnarchen verwendet, sie aber so verfremdet, das tatsächlich ne bassdrum rauskam. oder auch: (kA: war`s tatsächlich autechre?) - du, die snare is jetz definitiv der gemalte name von meinem partner im photoeditor XY, dieses bild haben wir dann aber als ozcilalator verwendet und es durch 4 plugs gejagt, jetzt klingts doch fast wie phil collins - GÄÄÄÄÄÄHNNNNNNNN .

sorry, aber was ich sagen will: wissenschaftliche messdaten oder die nahezu vollständig kartographierte geometrie der unterschenkel des krampfadergeschwaders "weisse wolke eisenhüttenstadt" haben nahezu EXAKT den gleichen "modulationsgrad": beide sind NUR zufällig (im musikalischen sinne).
worauf es ankommt, sind mE sinnvolle formeln, bspw. der goldene schnitt, gemeinhin: die fiobaccie seqeunz, oder so ähnlich. sprich: verwertbare algos, die, "mit einem dreh" alles varierieren, anstatt zu randalieren, wie´s heute noch gang und ist.

alles ganz simpel, vielleicht nach folgender prämisse: der mensch is ein gewohnheitstier. er erfreut sich über überraschungen nur zu unüberaschenden momenten. dise dürfen aber nur äusserst subtil sein.
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Beitrag von magneton »

warum wissenschaftliche messdaten?
nun, weil ich an die herankomme.
weil ich mit dem herren zusammenarbeite, der sie erfasst.
diese sind alles andere als zufällig, sondern sind momentanaufnahmen von der art und weise wie die natur arbeitet.
um eines klar zu machen: ich sage niemandem dann hinterher wie die klänge entstanden sind.
Deine aufgelisteten beispiele sind dinge, gegen die ich mich selbst immer verwehre, da damit die musik mit einer bedeutung aufgeladen wird, die ihr nicht zusteht.
ich halte es da mit john cage: "klänge sind klänge, wie kommen Sie darauf, dass sie noch etwas anderes sein könnten?"

hast Du schon experimente mit dem goldenen schnitt gemacht?
nun ich bin in beiden bereichen tätig, und kann sagen, den goldene schnitt kann man eben nicht von der bildenenden kunst auf die musik übertragen. es gab in der musikgeschichte seit jeher versuche, und das ist wirklich mehr als erschöpfend behandelt, warum sollte ich das erneut tun?
der goldene schnitt ist auch keine "formel" sondern eine irrationale zahl.
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herw
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Beitrag von herw »

magneton hat geschrieben:... "Ton-Wesen, die sich weiterentwickeln" trifft die sache recht gut. aber weiterspinnen können wir gerne, ich selbst bin nicht unbedingt der mathe-crack...
Tonwesen - ja man müsste zuerst mal eine Beschreibung festlegen, was ein Tonwesen ist. Wenn man als Ausgangspunkt das Game of Life nimmt oder eine Touring-Maschine, dann müsste man ähnliche möglichst einfache Gesetzmäßigkeiten aufbauen.
Beim Game of Life gibt es ja zunächst mal einen begrenzten elementaren "Lebensraum"; Klötzchenwesen" habe ich in einer weiter oben stehenden post gesagt. Meist "bewohnen" sie eine rechteckige Fläche. Man könnte sich auch eine Zylinderoberfläche oder eine Kugel vorstellen. Die Touring-Maschine ist dagegen linear.
Was könnte ein elementarer Lebensraum für Tonwesen sein? Ein Ton, vielleicht mit grundlegenden Eigenschaften wie Tonhöhe, Lautstärke, Klangfarbe? Als Lebensraum könnte man zunächst einmal einen linearen Raum (z.B. Tonleiter) wählen. Eine sich nach einfachen Gesetzmäßigkeiten entwickelnde "Melodie" wäre dann schon eine denkbare Fortsetzung.
Interessant, wären dann zum Beispiel mehrere Tonwesen, die aufeinander reagieren.

ciao herw
Zuletzt geändert von herw am 24. Mai 2006, 14:47, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von helmsklamm »

@magneton: der goldene schnitt, ja, vielleicht hast du recht (btw: hast du da literatur-tips am besten deutsch?) und man kann ihn tatsächlich nicht analogisieren.
andrereseits erwarten wir ja alle 8 takte ne variation und nicht alle 10 takte. das entspricht 80% unsres sonst üblichen dezimalsystems und 80% hat ungefähr der goldene schnitt im verhältniss zur zahl 2.

@herw: was is die touringmaschine? etwa die (allan) turingmaschine, die wir heute täglich vor uns zu stehen haben?
aber sehr interessanter gedankengang.
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Beitrag von magneton »

ich habe nur ein buch das sich explizit mit dem goldenen schnitt beschäftigt, und das ist auf englisch:
kimberly elam - geometry of design
ISBN 1-56898-249-6

"panzerkreuzer potemkin" wurde nach dem goldenen schnitt geschnitten.

ansonsten gibt es immer mal das eine oder andere kapitel in kunsthistorischen werken.
den goldenen schnitt auf frequenzen anzuwenden führt leider nicht zu den erwarteten harmonischen resultaten; bei der zeitlichen gleiderung kann es als strukturhilfe schon hilfreich sein. bartok hat in den 1930er jahren kompositionen damit gegliedert (ich glaube auch das werk, das später in kubricks "shining" aufgetaucht ist...).
n.b. wenn schon prozentzahlen, dann wäre 61% richtiger ;-)
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Beitrag von herw »

helmsklamm hat geschrieben:...@herw: was is die touringmaschine? etwa die (allan) turingmaschine, die wir heute täglich vor uns zu stehen haben?
aber sehr interessanter gedankengang.
ja ja allan; ich muss noch mal in alten Informatik-Büchern nachschlagen. Im Moment habe ich keine große Zeit, aber am Wochenende schaue ich nochmals nach.
Soweit ich mich erinnere, besteht der "Reiz" darin, einen möglichst einfachen kurzen Algortihmus zu schreiben, der linear angeordnet Einsen und Nullen schreibt, aber auch nach endlich vielen Befehlsausführungen abbrechen soll.
ciao herw

PS: jetzt bin ich "Senior"; ich muss eine neue Kategorie einführen; vielleicht "Meister" ;-) und natürlich "Forumsnarr" speziell bei 1111 posts.
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Beitrag von herw »

Turing-Maschine

sorry mir war die korrekte Schreibweise entfallen.

ciao herw
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Beitrag von helmsklamm »

aber die turing-maschine hat doch jeder von uns - allan träumte von einer universalmachine die sämtliche berechnungen durchführen kann, oder anders: einen computer.
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