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transformation von samples - aura

Verfasst: 22. Mai 2006, 10:46
von magneton
in dem thread über selbst generierende ensembles ist ein thema aufgetaucht, das ich im november 2005 im deutschen NI forum angeschnitten hatte:
http://www.nativeinstruments.de/forum_d ... hp?t=30222
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da das hier auch interessant werden könnte, möchte ich hier einen thread mit identischem text starten:

das transformieren von sounds/samples in der elektronischen musik ist wohl weit verbreitet, so dass sich eine philosophische frage stellt: inwieweit spielt es eine rolle, woher der ursprungsklang stammt, bzw. spielt das überhaupt eine rolle?
bekommen kompositionen eine brisanz, wenn als ausgangsmaterial z.b. die stimme von mördern,
seismographische daten, kurzwellenradios oder umweltaufnahmen von kathedralen benutzt werden?
das möchte ich gerne mal zur diskussion stellen.

beispiele
stimmen von mördern: throbbing gristle - second annual report
seismographische daten: kookoon - inner earth
kurzwellen: todd dockstader - aerial

Verfasst: 22. Mai 2006, 18:52
von helmsklamm
ich stell hier mal deine aussage aus dem ur-fred hier als zitat an, weil sie sich mit meiner exakt deckt.
ich selbst habe immer bereitwillig auskunft über meine eigene musik gegeben, das hat dann manchmal seltsame blüten getrieben: von der aussage "ich habe aufnahmen von kathedralen/domen mitverwendet" kommt dann letztendlich an "er macht seine musik ausschließlich mit kathedralen samples" und die zuhörer sind ganz entzückt, was man denn aus kathedralenklängen so alles machen kann, haken das ab unter "kathedralensamplemusik" ab und hören nicht mehr auf die musik an sich.
seit dem sage ich gar nichts mehr.
ganz meine meinung.
vielleicht macht es feulliotonistisch was her und kann manchen bildungsbürger beeindrukcen, mir persönlich is das völlig wurscht was der usrprung war, hauptsache es klingt.

ausnahme: du willst einen bezug mit der musik zu irgendwas nehmen, dann macht es natürlich sinn, aber in dem falle wirst du ja nen gewehrschuss deutlich als solchen erkennbar lassen und ihn nich batchprozessen bis er wie ne hihat klingt. <- kann man natürlich machen, wenn man langeweile hat, aber dann sollte man das für sich behalten, und einem in interviews nich die zeit stehlen mit solch inhaltsleerem luftgebrabbel.

Verfasst: 22. Mai 2006, 21:16
von magneton
helmsklamm hat geschrieben: ganz meine meinung.
hey, das geht aber nicht hier. zustimmung. wir wollen uns ja schön kontrovers streiten...

Verfasst: 23. Mai 2006, 18:37
von helmsklamm
[/quote]
hey, das geht aber nicht hier. zustimmung. wir wollen uns ja schön kontrovers streiten...[/quote]

prinzipiell schon. nur hast du aber AUSNAHMSWEISE :wink: mal leider recht.

Verfasst: 23. Mai 2006, 19:57
von sternenkrieger
ich finde es spielt keine rolle woher der ton kommt, solange er selbst erstellt ist bzw so verfremdet ist dass die quelle nicht mehr identifizierbar ist

Verfasst: 23. Mai 2006, 20:39
von magneton
ich glaube, meine beispiele waren etwas unpassend gewählt:

throbbing gristle:
das ist ja noch aus der pre-digitalen zeit (zumindest in der "populären" musik). das interview mit dem mörder (das als tape eingespielt wird, also nicht verfremdet) wurde aber von peter christopherson selbst geführt und aufgenommen. eine gewisse wirkung kann man dem stück nicht absprechen.

todd dockstader:
das ausgangsmaterial sind kurzwellen interferenzen, die von todd über jahre, wenn nicht über jahrzehnte aufgenommen wurden. die musik auf aerial nutzt diese aufnahmen als ausschließliche quelle.

inner earth:
wie die seismographischen daten in klänge umgesetzt wurden kann man leider nicht in erfahrung bringen; dass es *keine* transposition ist wird aber im booklet erwähnt. das ist also keine sample transformation.

das andere beispiel muss ich noch nachschlagen, da hat angeblich jemand nekrophilie geräusche selbst hergestellt und als basis benutzt. nunja.

Verfasst: 23. Mai 2006, 20:44
von sternenkrieger
joa TG kenn ich schon ganz gut, ich befasse mich fast nur mit dieser art von musik, was ich meinte ist wenn man samples benutzt sollte zumindest ansatzweise ein kreativer prozess erkennbar sein, gerade wenn es sich um samples handelt aus anderen musikalischen werken.

Verfasst: 23. Mai 2006, 21:11
von magneton
zeroDegree hat geschrieben:(...) ich befasse mich fast nur mit dieser art von musik, (...)
hmm. welche art? mehr "united" oder "wall of sound"?

Verfasst: 23. Mai 2006, 21:16
von sternenkrieger
eher richtung wall of sound..
generell das was man heut zu tge unter power electronics versteht..
wobei ich spk immer noch lieber mag als tg, auto da fe ist eine der genialsten scheiben wie ich finde

Verfasst: 23. Mai 2006, 21:40
von magneton
... da können wir ja wunderbar abschweifen (zumindest solange keine kundenmail reinkommt und ich weiterarbeiten muss... ja. um diese uhrzeit...).
ich denke dass es von TG keine richtige platte gibt, bei der plastisch wird für was die seinerzeit gestanden haben. interessanterweise wurde der TG sound mehr von gitarre, bassgitarre und tapes geprägt als von den electronics.

Verfasst: 23. Mai 2006, 21:46
von sternenkrieger
ja,wobei ich mit TG wiegesagt nie wirklich warm geworden bin, keine Ahnung wieso, coil gibt mir da z.B viel mehr, zu ihrer Zeit waren TG bestimmt wichtig auch für das was danach kam. Leider gibt es ja im heutigen Industrialsektor nicht mehr wirklich viel was wirklich begeistern kann, weshalb ich immer mehr in den Ambient/Minimal whatever Bereich abtrifte.

Verfasst: 23. Mai 2006, 22:04
von magneton
TG waren zu ihrer zeit kontrovers, brisant und spannend. aus der ganzen szene war dann spätestens 1983 die luft raus und heute fällt es einem schwer das alles nachzuvollziehen. (ich meine: ausser aus musik- und kultursoziologischen gründen muss man das auch gar nicht). SPK sind dahinter auch leicht abgefallen, was sicherlich auch an den persönlichkeiten der jeweiligen bands lag. "industrial" war auch mehr ein konzeptioneller begriff, weniger ein formaler. TG haben sich auch deshalb entzogen weil sie einerseits "pop" songs gemacht haben (united) und andererseits eben diese klangcollagen. dass aus dem begriff "industrial" dann was ganz anderes wurde liegt in der natur des musikgeschäftes und seiner fortschreitenden profanisierung.

Verfasst: 23. Mai 2006, 22:19
von helmsklamm
abgeshen von dem TG gehyhe, gehts hier in diesem fred um sonst noch was?

wenn ich dich (magneton) mittlerweile richtig verstanden hab, gehts dir also schon um einen deutlich erkennbaren bezug zum "ursprungssample"?
sprich: das dieses über die reine "oczilator" funktion erkennbar bleiben sollte?

klar, in dem falle, speilet es sehr wohl eine bedeutung woher das "ausgangsmaterial" kommt, also wenn ich n track über dj ötzi vorhätte, würd ich wharscheinlich eher auf heidi-melodien zurückgreifen als auf polynesiches muschelrauschen.

aber war das tatsächlich deine frage?

Verfasst: 23. Mai 2006, 22:38
von magneton
meine frage war keine frage :wink: sondern ein thema über das es sich zu diskutieren lohnt:
spielt es bei sampletransformationen eine rolle, woher das ausgangsmaterial stammt? bisweilen wird dieses ja gerne in den vordergrund gestellt oder bei interviews beiläufig eingeflochten.
bestimmte effekte (resonierende kammfilter etwa, oder die granularen artefakte bei ableton live) prägen den sound aber sehr deutlich, so dass es fast egal ist, was der input ist, es ist also eher der eigenklang des "effektgerätes".
eine provokante frage könnte sein:
bleibt von der "aura" des ausgangsmaterials auch nach radikalen transformationen noch was übrig oder sollte/darf man so nicht denken?

ich möchte keine antwort, sondern eine diskussion. wenn die in richtung TG geht, hat das auch seine berechtigung. (stichwort "cut-up"?)

Verfasst: 1. Juni 2006, 19:59
von nq
ich finde, wenn das werk es theoretisch untermauern kann, warum genau dieses sample wichtig ist. dann macht es einen unterschied. wenn es aber einfach nur klangmaterial ist, dann ist es ziemlich egal.
besonders weil man das ursprungsmaterial meist dann ja eh nicht mehr wiedererkennt.
bei allem, was sich theoretisch aber mit dausgansmaterial auseinandersetzt, macht es natürlich auch sinn und stellt auch eine beziehung da.