Sehr leicht erkennbar sind zwei große Bereiche: links der Hauptoszillator, rechts die fünf (!) Suboszillatoren.
Der Hauptoszillator ist ähnlich wie der Oszillator 2 aufgebaut, allerdings fehlen ihm die verschiedenenen Wellenformen; er liefert lediglich die Sägezahnschwingung, die man am Ausgang sync abgreifen kann. Daher gibt es auch für ihn keine Pulsweitenmodulation. Er kann selbst auch wieder synchronisiert werden.
Auffällig ist an deren Stellen ein Schalter mit den Zuständen growing base und fixed base. Klanglich unterscheiden sich die beiden Zustände nicht. Sie geben nur an, wie sich die Teiler der Suboszillatoren auf die Frequenz des Hauptoszillators auswirken. Ich werde nach der Vorstellung der Suboszillatoren darauf eingehen. Den Schalter free/locked kennen wir schon von den anderen beiden Oszillatoren. Ich habe die Anordnung der Bedienelemente bewusst vom Oszillator 2 übernommen, damit man schnell diesen komplexen Oszillator bedienen kann.
Rechts die Suboszillatoren sind waagerecht angeordnet. Das hat mir zunächst nicht gefallen doch ist die Weiterverarbeitung der Ausgangssignale dadurch übersichtlicher. Ein Trautoniumoszillator ist nämlich gedacht als eine Mixtur aus mehreren phasenstarr schwingenden Oszillatoren. D.h. das nachfolgende Modul ist sinnvollerweise ein Mixer. Trotzdem laufen alle unabhängig (abgesehen von der Phasengleichheit) und können auch ganz normal eingesetzt werden.
Alle fünf Oszillatoren sind gleich aufgebaut. Da sie allein durch den Hauptoszillator ihr Leben gewinnen, reagieren sie auch in den Modulationen direkt auf den Hauptoszillator. Trotzdem können sie die fünf oben beschriebenen Wellenformen annehmen und folgerichtig lässt sich auch die Pulsweite der Rechteckschwingung für jeden Suboszillator unabhängig verändern. Es kommt lediglich ein zusätzlicher Regler divider (Teiler) hinzu, der die Frequenz des Suboszillators festlegt.
Ein Beispiel: schwingt der Hauptoszillator mit 1200Hz und stellt man den Divider eines Suboszillators auf 2, so schwingt dieser eine Oktave tiefer mit 600Hz, ein Suboszillator mit Teiler 3 mit 400Hz, mit Teiler 6 mit 200Hz usw. bis zum höchsten Teiler 20 mit 60Hz. D.h. es knarrzt schon ordentlich. Die Mixtur aus solchen Subfrequenzen ergibt einen eigentümlich weichen Klang, wenn man die Teiler geschickt wählt. NI hat in seinem Angebot einen subharmonischen Oszillator allerdings nur für Sinusschwingungen. Der Trautonium-Oszillator liefert alle Schwingungen für jeden Suboszillator unabhängig. Auch die Hardwareversion von Oskar Sala lieferte lediglich Sägezahnschwingungen, ebenso der der Firma Doepfer, wobei deren Sägezahn einen leichten Knick in der Wellenform besitzt.
Alle Suboszillatoren haben noch zusätzlich die Sägezahnschwingung als Synchronisationsausgang. Den kann man natürlich auch ganz normal als Klangquelle benutzen.
Insgesamt schwingen hier also bei voller Auslastung bis zu 11 Oszillatoren. Nie hätte ich vor Monaten geglaubt, dass dann nicht mein Laptop leistungsmäßig in die Knie geht, zumal bei polyphonem Spiel. Im Vergleich zum alten Oszillator des MODULAR MINI 2 steigt der Verbrauch, wenn alle Oszillatoren laufen, etwa auf kanpp das Dreifache (bei 11 Oszillatoren !). Ich möchte im MODULAR-TRAUTONIUM zwei davon einsetzen. Da ist genügend Luft für die anderen Module. Der Oszillator ist so gestaltet, dass er wirklich nur dann Rechnerkapazitäten für die Suboszillatoren einsetzt, wenn sie eingesetzt werden; nicht immer benötigt man eine Mxtur mit fünf Oszillatoren. In der alten Version war jeder Suboszillator noch für sich selbst lauffähig, hier ist allein der Hauptoszillator die Triebfeder. Insofern ist dies ein völlige Neuentwicklung.
Nun nochmals zu dem Schalter des Hauptoszillators growing base / fixed base. In der Stellung fixed base schwingt der Hauptoszillator unabhängig von der Einstellung der Divider in der eingestellten und nur von der angeschlagenen MidiPitch-Infomation abghängigen Tonhöhe.
Stellt man nun einige Teiler ein, so schwingen diese relativ langsam, d.h. die hörbare Tonhöhe der Mixtur sinkt schnell. Mit dem Pitchregler läßt sich dies natürlich ausgleichen. In der Position growing base dagegen schwingt der Hauptoszillator mit derjenigen Obertonfrequenz die sich aus dem Produkt der Divder ergibt. Beispiel: schwingt der Hauptoszillator mit 200Hz und sind zwei der Oszillatoren auf 2 und 3 die anderen drei auf 1 gestellt, so schwingt der Hauptoszillator mit 1200Hz, der erste Suboszillator mit 600Hz, der zweite mit 400Hz, die restlichen mit 1200Hz. Verändere ich nun den Teiler des ersten Suboszillators von 2 auf 3, dann schwingt der Hauptoszillator mit 1800Hz. Der Oszillator dessen Divider ich verändert habe behält seine Tonhöhe dagegen bei. Alle anderen Suboszillatoren verändern ihre Tonhöhe ebenfalls. Was aber erhalten bleibt ist natürlich immer noch das subharmonische Verhältnis der Suboszillatoren zum Hauptoszillator. D.h. die Gesamttonhöhe sinkt nicht ins Bodenlose. Beide Schalterstellungen haben vor und Nachteile und wie wir gleich noch sehen werden, sollte man in jedem Fall einen unabhängigen Stimmoszillator nebenher benutzen.
Ein kleines Bonbon habe ich mir für den Schluss aufgehoben: die Divider sind nicht nur ganzzahlig sondern können von 0,01 in Hundertstel-Schritten auf 20,00 geregelt werden. Sicherlich habt ihr das an dem gelben Zeiger schon erkannt

Der Zusammenhang zwischen dem Divider und der Schwingungsform ist dann nicht mehr so einfach, da es zu einer Hart-synchronistaion kommt. Hier ist ein weites Experimentierfeld. Sicherlich hätte auch Oskar Sala mal gerne einen solchen Oszillator unter seinen Händen gehabt.
Für die "Teiler" mit Werten zwischen 0,01 und 1 ergeben sich damit harmonische Obertöne, d.h. bei einem Wert von 0,25 schwingt der "Sub"-Oszillator höher und zwar mit der Frequenz des Hauptoszillators; dies ist die so genannte Soft-Synchronisation. Wer dort forschen will muss ein Oszilloskop zur Hilfe nehemn. Ich werde dies wohl mit in die größeren MODULARe zusätzlich einfügen, allerdings abschaltbar.
Ich denke, in etwa ist nun dieses Klangmonster beschrieben. Alles andere wird die Praxis zeigen.